Ohne ist unverzeihlich – Elektronische Vergabe braucht digitale Angebote

Quelle: Behörden Spiegel

(BS/Johannes Rother*) Die elektronische Vergabe öffentlicher Aufträge ist auf dem Vormarsch, soviel ist sicher. Spürbar ist das auch an den steigenden Nutzerzahlen der gängigen Plattformen. Mancher Anbieter wird deshalb nicht müde, mit Kennzahlen wie den bei ihm registrierten Vergabestellen und Unternehmen zu werben. Das ist gut und richtig, allein: Erst eine hohe Quote digitaler Angebote ist – mit Verlaub – das Salz in der eVergabesuppe.

„Vergeben ohne Internet ist unverzeihlich“: Professor Heckmann hat es beim 1. Kölner Vergabetag 2012 treffend formuliert. Dass der elektronischen Vergabe als Nachfolgerin des herkömmlichen Papierverfahrens die Zukunft gehört, da sind sich alle einig. Einigkeit besteht auch in der Feststellung, dass eVergabe viel mehr ist als die Online-Veröffentlichung von Bekanntmachungen oder der Download von Vergabeunterlagen. Genau hier aber liegt die Krux. Erst kürzlich war im Behörden Spiegel wieder einmal zu lesen, dass die Abgabe digitaler Angebote für viele Unternehmen noch eine Hemmschwelle ist, sie überwiegend noch die Möglichkeit der schriftlichen Angebotsabgabe nutzen.

Da erst mit der digitalen Angebotsabgabe die großen Einsparpotenziale und vielen Vorteile der eVergabe wirklich zum Tragen kommen, lohnt es sich, nachzufragen. Was kann man dafür tun, dass auch diese letzte Hemmschwelle überwunden wird? Manche Auftraggeber sind dazu übergegangen, nur noch digitale Angebote zuzulassen. Der Flughafen Düsseldorf beispielsweise hat sich dafür entschieden. Aber nicht jeder will oder kann diesen Weg gehen. Ein Beispiel aus der Praxis zeigt Alternativen.

Der Einstieg in die eVergabe erfolgte bei den Stadtentwässerungsbetrieben Köln (StEB) im Herbst 2008. Seitdem wurden alle Ausschreibungen über die damalige eVergabelösung abgewickelt. Obwohl die Vergabeunterlagen von Anfang an nur noch digital zur Verfügung gestellt wurden, war die Bereitschaft der Bieter zur Abgabe der Angebote in digitaler Form in den ersten Jahren nur sehr zögerlich – vergleichbar der oben skizzierten Situation. Nach einer Umfrage unter den Bieterfirmen, umfangreichen Recherchen und intensivem Erfahrungsaustausch mit Kollegen anderer Vergabestellen entschieden sich die SteB ab dem 01.01.2011 für den Wechsel zur eVergabeplattform subreport ELViS. Der Anteil der elektronischen Angebote steigerte sich seither sprunghaft von nur 14 % für das ganze Jahr 2010 auf 64 % der Gesamtzahl aller Angebote bis Mitte Juli 2011 und durchschnittlich 98,1 % 2013.

Jörg Lenk, stellvertretender Leiter der StEB-Vergabestelle: „Von den Bieterfirmen wird neben der einfacheren und selbsterklärenden Handhabung der Vergabeplattform besonders die kostenfreie und freundliche Hilfestellung durch das Team von subreport hervorgehoben.“ Das sind sie wohl, die drei entscheidenden Kriterien für den Erfolg – eine intuitiv zu bedienende Plattform, ein intensiver und kompetenter Support. Und natürlich ein engagierter Auftraggeber.

Übrigens: StEB, Stadt Neuss, Rhein-Kreis Neuss, Stadt Dülmen und Abfallwirtschaftsbetriebe Köln haben sich zusammengeschlossen und arbeiten alle mit subreport ELViS. „Eine Region, ein System“, so lautet der Name der Initiative, die auch gemeinsame Infoveranstaltungen für Bewerber und Bieter durchführt. Man vernetzt sich also in NRW. Das ist interessant, hat doch die Bundesbeauftragte für IT, Cornelia Rogall-Grothe, erst Ende 2012 betont: Dass Deutschland derzeit noch nicht zu den fortschrittlichsten eGovernment-Nationen gehöre, liege an der fehlenden Vernetzung der bestehenden eGovernment-Angebote. Und immerhin soll deutsches eGovernment ja bis 2020 an der Weltspitze stehen. Es scheint, als würde der richtige Weg dorthin über das Rheinland führen.

* Johannes Rother ist Mitglied der European Society for eGovernment und Produktmanager sowie Prokurist bei subreport.