Treffen auf dem Campus

Quelle: „Behörden Spiegel“

Zweiter Kölner Vergabetag bei subreport

(BS/sgz) Europa und die Globalisierung – das klingt nach Weite, Internationalität und Grenzüberschreitung. In der Welt der Beschaffer scheint dieser Gedanke jedoch eher Kopfschütteln und Zähneknirschen hervorzurufen. Zumindest kein Wohlwollen.

Bei einer europaweiten Ausschreibung werden im Schnitt 5,4 Angebote offeriert und nur 3,2 Prozent der Ausschreibungen tatsächlich grenzüberschreitend vergeben. Diese ernüchternde Bilanz präsentierte Michael Eßig, Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Münchener Universität der Bundeswehr, beim 2. Kölner Vergabetag.

Klare Zielsetzungen gefordert

Eingeladen hatte das Unternehmen subreport ins Radisson Blu-Hotel nahe des Kölner Messegeländes. Das Motto lautete “Tagen, Treffen. Testen.” Eßig, dessen Schwerpunkte in der Materialwirtschaft und Distribution liegen, hielt die Keynote und präsentierte auf humorige Weise harte Fakten. Er sei überzeugt: “Wir brauchen ein Vergaberecht. Aber ist das aktuelle richtig?” Die Politik sollte die öffentliche Beschaffung ressourcen-, nicht normierungsorientiert steuern. Der öffentliche Einkauf müsse auch für Lieferanten attraktiv(er) sein. So lauteten zwei seiner Thesen. Und wichtig sei besonders, sich seiner Zielsetzung bewusst zu werden: “Was wollen wir? Europa stärken oder die Unternehmen aus der Region? Es sind beides legitime politische Ziele, aber sie müssen definiert werden.”

Fragt nach der Sinnfälligkeit des aktuellen Vergaberechts: Prof. Michael Eßig von der Universität der Bundeswehr München. Foto: BS/subreport

Die Komplikationen des vermeintlichen Elfenbeinturms in Brüssel führte Dr. Peter Schäfer, Rechtsanwalt beim Bundesverband der Deutschen Industrie, vor Augen. Sein Fazit: Das EU-Vergaberecht kommt nicht zur Ruhe. Die EU-Kommission wolle Handlungsbereitschaft in der Krise signalisieren und brächte somit halbgare Vorlagen zustande. Ergebnis: Totale Überforderung.

Mehr Selektion und Verwirrung

In der Podiumsdiskussion am Nachmittag kamen dann Beschaffer und Nutzer zu Wort: Wie funktioniert die öffentliche Vergabe in der Praxis? Was ist strategischer Einkauf? Man plauderte aus dem Nähkästchen. Teilnehmer waren Monika-Anna Hartnagel-Kreher vom Landkreis Darmstadt-Dieburg, Jörg Lenk für die Stadtentwässerungsbetriebe Köln, Claus Müller von der WEITZ &  Co. GmbH sowie Richard Pohl von HOCHTIEF Solutions, Peter Stamm von der WhereGroup GmbH und Wolfgang Tielke, Vertreter der Hansestadt Medebach.
Allgemeines Fazit der Runde: Es gibt nicht mehr Angebote, aber viel mehr Selektion. Und die Vielzahl von bestehenden Vergabeplattformen führt zu Verwirrungen. Auch die Angst vor Technik, beispielsweise die digitale Signatur, sorge gerade bei der älteren Generation für Unsicherheit. “Ohne Aufwand von der Bieterseite funktioniert es einfach nicht”, fasste Hartnagel-Kreher zusammen. “Es kommt auf die Köpfe an, die dahinter sitzen”, ergänzte Stamm.

Zum Schluss der Veranstaltung hatten die Besucher dann Gelegenheit, sich auf dem “Campus”-Gelände auszutoben. subreport CAMPUS ist eine neue Plattform für Daten, Fakten und Aufträge. Es ermittelt den Bedarf von Auftraggebern mit den Angeboten der Unternehmen, sammelt und verteilt Wissen, knüpft Kontakte und vernetzt.
Des Weiteren konnten und können sich Interessierte im Beirat eVergabe anmelden, um subreport ELVIS – Elektronisches Vergabeinformationssystem für öffentliche Aufträge – weiter zu entwickeln und eVergabe-Lösungen zu erarbeiten. “Mal sehen, was dabei herauskommt”, meinte Johannes Rother, Prokurist und Produktmanager bei subreport, “wir sind gespannt.”